„Prävention kann nicht früh genug ansetzen“
Manfred Kemmerling-Lamparsky, Präsident des Lions Club Friedrichshafen (Mitte links) und Christoph Dickmanns (Vorsitzender des Fördervereins Lions Club (Mitte rechts) übergaben vier Schatzkisten im Wert von 8.000 Euro als Spende für das Projekt „Echte Schätze“ an Vertreterinnen von Kindergärten aus Meckenbeuren, Friedrichshafen und Meersburg sowie an Iris Gerster (Zweite von links), Leiterin der Beratungsstelle Morgenrot, und Präventionsfachkraft Magdalena Hriny (links). Bei der Übergabe nicht mit dabei sein konnten die Erzieherinnen aus dem Kindergarten St. Margaretha in Tettnang-Obereisenbach. Barbara Müller
Die Kitatagesstätte an der Schussen (Meckenbeuren), der Kindergarten Sommertag (Meersburg), der Sprachheilkindergarten Osswald-Schule (Friedrichshafen) und der Kindergarten St. Margaretha in Tettnang-Obereisenbach dürfen jeweils eine dieser Kisten dauerhaft behalten. Sie sind von dem Präventionsprojekt begeistert und möchten es gerne immer wieder in ihren Einrichtungen umsetzen.
"Mit der Prävention gegen sexualisierte Gewalt kann nicht früh genug begonnen werden", sagte Manfred Kemmerling-Lamparsky, Präsident des Lions Club Friedrichshafen.
Zusammen mit dem Vorsitzenden des Fördervereins Lions Club, Christoph Dickmanns, war er in die Fachberatungsstelle Morgenrot bei sexualisierter Gewalt nach Friedrichshafen gekommen, um vier rote Schatzkisten für das Präventionsprojekt "Echte Schätze" der Fachberatungsstelle zu übergeben. Das Geld für die vier Kisten im Gesamtwert von 8.000 Euro stamme aus dem diesjährigen Entenrennen - einer 2008 ins Leben gerufenen gemeinsamen Benefizaktion des Fördervereins Lions Friedrichshafen und des Seehasenfestausschusses -, berichteten die beiden. "Die Enten haben nicht nur den Gewinnern Glück gebracht, wir können 2024 mit insgesamt 35.000 Euro wieder verschiedene Einrichtungen und Projekte mit einer Spende erfreuen." So startete der Lions Club Friedrichshafen beispielsweise in Kooperation mit der Kinderstiftung Bodensee auch in diesem Jahr wieder die beliebte Adventskalenderaktion.
Auf das Präventionsprojekt "Echte Schätze" seien sie im Rahmen einer Vortragsveranstaltung aufmerksam geworden. Das Konzept habe sie schnell überzeugt und die Rückmeldungen aus projektbeteiligten Kindertageseinrichtungen seien durchweg positiv gewesen, berichteten die Lions-Club-Vertreter. Die Erzieherinnen der beschenkten Kindergärten freuten sich, dass die Schatzkisten nun stationär in ihren Einrichtungen bleiben. "Wir können sowohl von den Kindern, mit denen wir das Schatzkisten-Projekt umsetzen, als auch von den Eltern, die vor Projektstart im Rahmen von Elternabenden umfassend informiert werden, nur Positives dazu berichten." Sie lobten die gute Ausstattung der hochwertigen Kisten. Auch das zur Schatzkiste gehörende Arbeitshandbuch, in dem für sechs Wochen die jeweiligen Präventionsbotschaften thematisiert werden, sei sehr praxisorientiert und hilfreich. Das erfolgreiche Präventionsprojekt, das von der Fachberatungsstelle Morgenrot vor zwei Jahren im Bodenseekreis gestartet wurde und mit vier Kisten bereits zwölf Durchläufe erfahren hat, wird über Spenden finanziert und von der Stadt Friedrichshafen sowie dem Bodenseekreis unterstützt.
Kinder erfahren, NEIN sagen zu dürfen
Entwickelt wurde das Projekt "Echte Schätze" vom Petze Institut für Gewaltprävention gGmbH, um Kitas praxisnah und kindgerecht in der Prävention von sexuellem Missbrauch zu unterstützen. "Kinder lieben Schatzkisten und das vielfältige Konzept ist auf die Besonderheiten des Elementarbereichs zugeschnitten", berichtete Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle Magdalena Hriny. Kita-Fachkräfte können anhand des gleichnamigen Bilderbuchs, der Präventions-Schatzkiste mit Handpuppe sowie allen in der Geschichte vorkommenden Gegenständen die einzelnen Präventionsbotschaften mit den Kindern erarbeiten. Die Mädchen und Jungen lernen, ihren eigenen Gefühlen zu vertrauen und zwischen angenehmen und unangenehmen Berührungen zu unterscheiden. Sie erfahren, dass sie NEIN sagen dürfen und sich Hilfe holen können, wenn sie etwas allein nicht schaffen.
Die Fachberatungsstelle Morgenrot übernimmt die Projektschulung der Kita-Fachkräfte und steht unterstützend und beratend zur Seite. Ergänzend zu den Schatzkisten erhalten die Kitas Fachliteratur, CDs, weitere Bilderbücher und andere Materialien zu den Themen sexueller Missbrauch, Kinderschutz und Sexualpädagogik. Durch Übersetzungen der Handreichungen und pädagogischen Materialien in acht Fremdsprachen sind die "Echten Schätze" auch für Einrichtungen mit einem hohen Migrantenanteil geeignet.
Steigende Fallzahlen seit Gründung
Nicht selten beginne sexueller Missbrauch im Vor- und Grundschulalter, sagte Iris Gerster, Leiterin der Fachberatungsstelle Morgenrot. Daher sei es wichtig, schon frühzeitig mit der Prävention und der Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder anzusetzen. Hier gebe es noch zusätzlichen Handlungsbedarf. "Die Kitas mit ihren Erzieherinnen sind wichtige Multiplikatoren und bei dem Projekt wichtige Bezugspersonen. "Wir haben zudem alle städtischen Kindergärten in Friedrichshafen in Sachen Prävention geschult, und wirken zuverlässig im Background."
Die Bedeutung der Sensibilisierung für das Thema sexualisierte Gewalt wird durch die kontinuierlich steigenden Fallzahlen seit der Gründung der Fachberatungsstelle im Jahr 2016 deutlich. "Mit der derzeitigen Ausstattung von 1,65 Fachstellen stoßen wir an unsere Kapazitätsgrenzen. Um auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Arbeit gewährleisten zu können, ist es langfristig notwendig, die Kapazitäten anzupassen", erklärt Frau Gerster im Rahmen der Spendenübergabe.
INFO: Kindertageseinrichtungen im Bodenseekreis, die an dem Projekt "Echte Schätze" teilnehmen möchten, können sich an die Fachberatungsstelle Morgenrot wenden.
Kontakt:
Morgenrot - Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt
Karlstraße 41
88045 Friedrichshafen
Telefon 07541 3776400
info@beratungsstelle-morgenrot.de
www.beratungsstelle-morgenrot.de