Sexualisierte Gewalt muss raus aus der Tabuzone
Präventionsparcours "Echt krass!" für Jugendliche im Jugendzentrum Molke: Bei der Auftaktveranstaltung informierten sich Besucher über die Ausstellung zur Verhinderung von sexualisierter Gewalt. Claudia Wörner / Südkurier
Wo hört der Spaß auf? Ist das ein netter Flirt oder eine blöde Anmache? Wo beginnt eigentlich eine sexuelle Grenzverletzung? Im Jugendzentrum Molke waren am Montag rund 100 Interessierte, Lehrer, Schulsozialarbeiter und Eltern bei der Auftaktveranstaltung zum Präventionsparcours "Echt krass!".
In einer Art Umkleidekabine ragen wabbelige Hände in roten Gummihandschuhen aus den Wänden. Ein richtig unangenehmes Gefühl, wenn man hineingeht und den Vorhang zuzieht. In einer anderen Kabine starren viele Augen auf den Körper. Sexuelle Grenzverletzungen reichen von sexistischen Sprüchen über unangemessene Berührungen bis hin zu einer Vergewaltigung.
Der Präventionsparcours mit fünf interaktiven Stationen richtet sich insbesondere an Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren. Gehören sexuelle Grenzverletzungen doch leider zum Alltag von Mädchen und Jungen. Mithilfe von "Echt krass!" sollen sie sensibilisiert werden, diese wahrzunehmen, sich gegen Übergriffe zu wehren und sich frühzeitig Hilfe zu holen. 43 Schulklassen der Klassenstufe 8 aus dem ganzen Bodenseekreis werden die Ausstellung bis zum 25. Januar im Jugendzentrum Molke besuchen. "Wir erreichen also rund 1000 Schüler", erklärte Iris Gester, Leiterin der Morgenrot-Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch.
Veronika Wäscher-Göggerle, Frauen- und Familienbeauftragte des Bodenseekreises, unterstrich, wie wichtig ihr die Prävention sexualisierter Gewalt und sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen ist. "Das Thema sexuelle Gewalt an Kindern ist immer noch ein Tabu. Dabei sitzen in jeder Schulklasse statistisch ein bis zwei Kinder, die sexuelle Gewalt erfahren", so Wäscher-Göggerle.